Philosophie

Das Fach Philosophie wird in der Oberstufe als dreistündiger Grundkurs angeboten und baut dabei auf den Kompetenzen des Ethikunterrichts auf. Als reguläres Wahlpflichtfach kann Philosophie sowohl als drittes oder viertes Prüfungsfach für die schriftliche wie mündliche Abiturprüfung gewählt werden und fungiert bei entsprechender Wahl ebenso als Referenz- oder Bezugsfach innerhalb der fünften Prüfungskomponente. Seit dem Schuljahr 2020/21 kann als fakultative Vorbereitung auf die Oberstufe der WPU Philosophie in Klasse 10 gewählt werden.

Angelehnt an die sogenannten vier kantischen Grundfragen des Philosophierens – Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was kann ich wissen? Was ist der Mensch? – erarbeiten sich die Lernenden in den vier Kurshalbjahren vielfältige Einblicke in unterschiedliche Themen- und Problemfelder der Philosophie. Dabei werden mit unterschiedlichen Akzenten moralphilosophische, anthropologische, erkenntnistheoretische und metaphysische Fragekomplexe behandelt. Im ersten Semester geht es hierbei insbesondere die Fragen moralischen Begründung von Handlungen, deren Konsequenzen und die vergleichende Beurteilung von Handlungen. Daran anschließend rückt im zweiten Semester eine Diskussion um menschliche Wesenszüge wie Freiheit, Techniknutzung, Gerechtigkeit oder die Differenz zu anderen Lebewesen in den Fokus. Im dritten Halbjahr erfolgt eine Erweiterung bisheriger Themenfelder um eine erkenntnistheoretische Perspektive, indem sich die Lernenden u. a. mit der Fragen der Begründung von (gesicherter) Erkenntnis, mit Prinzipien des (methodischen) Zweifels oder der philosophischen Bedeutsamkeit menschlicher Sprache auseinandersetzen. Übergeorderte Fragen menschlicher Existenz wie die Fragen nach der Existenz Gottes, dem Status des Menschen in einer (nicht-)göttlichen Welt oder nach dem (Un-)Sinn des Lebens bilden den Gegenstand des vierten und letzten Semesters.

Der Philosophieunterricht versucht dabei in allen Semestern, ideengeschichtliche Aspekte und kanonische Denker der Philosophie mit lebensweltlichen Berührungspunkten und aktuellen Sachlagen in einen konstruktiven Dialog zu setzen. Obgleich die Rekonstruktion von Argumentationen bedeutender Denker und Denkerinnen wie Immanuel Kant, Platon, David Hume oder Hannah Arendt im Philosophieunterricht eine tragende Säule darstellt und Zugang zu einem breiten Fundus ideen- und kulturgeschichtlichen Wissens ermöglicht, ist sie im Philosophieunterricht explizit kein Selbstzweck. Texte von Philosophen dienen stets dazu, das eigene Denken, die Fähigkeit zum begrifflichen Analysieren, Methoden der Erschließung komplexer Texte oder das kritische Urteilen zu erweitern. Im selben Maße regt der Unterricht dazu an, sich fremden Positionen kritisch zu nähern, in Anlehnung oder in begründeter Abgrenzung dazu eigene Argumentationsketten und Denkmodelle zu entwerfen und nicht zuletzt mit dem eigenen Denken auch über den sprichwörtlichen „Tellerrand des Alltags“ zu schauen. Neben kanonischen Texten arbeiten die Lernenden im Philosophieunterricht u. a. mit Filmen, Serien, Zeitungsartikeln, künstlerischen oder wissenschaftlichen Erzeugnissen, in denen sie philosophische Probleme identifizieren und systematisch untersuchen. Stets kommt dabei der fairen, diskursiven und transparenten Darlegung eigener Überlegungen im Unterrichtsgespräch ein hoher Stellenwert zu. Mit diesen Zielsetzungen vermittelt der Philosophieunterricht Kompetenzen, die selbstredend auch in anderen Disziplinen von elementarer Relevanz sind.

Semesterthemen in der Oberstufe

Mögliche Problemfragen im konkreten Unterricht

1. Semester – Werte und Normen

Gibt es moralische Grundsätze, die besser oder plausibler sind als andere? Kann es ein moralisches Prinzip geben, das für alle Situationen verallgemeinerbar ist? Inwiefern ist nützlich und deshalb auch moralisch geboten, in bestimmten Situation mit allgemeinen Regeln zu brechen? Was ist unter der Würde des Menschen philosophisch zu verstehen?

2. Semester – Mensch und Gesellschaft

Ist der Mensch ein besonderes Wesen? Was unterscheidet den Menschen (nicht) vom Tier? Warum und unter welchen Bedingungen lebt der Mensch vergesellschaftet? Inwiefern ändert sich die Existenz des Menschen durch die moderne Technik? Ist der Mensch wissenschaftlich betrachtet ein Wesen der Freiheit oder Unfreiheit?

3. Semester – Erkenntnis und Wahrheit

Was unterscheidet das Wissen vom bloßen Meinen und Glauben? Woran kann man zweifeln und woran aber nicht? Wodurch lässt sich gesicherte Erkenntnis gewinnen? Inwiefern hängt das Wissen mit der Sprache zusammen? Kann menschliche Sprache die Wirklichkeit so abbilden, wie sie wirklich ist?

4. Semester – Sein und Werden

Welche Gründe gibt es dafür, (nicht) an die Existenz eines Gottes zu glauben? Welche Rolle haben die Kategorien Vorbestimmung und Zufall für das menschliche Leben? Inwiefern kann der Mensch in einer (nicht-)göttlichen Welt überhaupt ein freies Wesen sein? Welchen (Un-)Sinn kann der Mensch seiner Existenz abgewinnen? Ist die Frage nach dem Lebenssinn selbst überhaupt eine sinnvolle Frage?

Ich bin dem Schicksal dankbar für mein Leben, so wie es verlaufen ist.

Manfred von Ardenne